AUGEN ARZT PRAXIS

Dr. med. Wilhelm Dyck

Synästhesie: Ist es möglich Musik als Farbe wahrzunehmen?

Sonnenuntergang

Farben können nur in Gegenwart von Licht erkannt werden. Ohne Licht existieren sie nicht. Das Licht ist immer weiß. Unterschiedlich beschaffene Oberflächen reflektieren jeweils nur einen bestimmten Teil des weißen Lichtes oder reflektieren nicht alle Wellenlängen in die selbe Richtung, wodurch die Farbwahrnehmung entsteht. Die Farbe zum Anfassen gibt es also nicht. Wir sehen nur Licht.


Die Farbwahrnehmung ist nicht bei allen Menschen gleich. So erscheint für manche die Farbe grün und blau nahezu identisch. Möglicherweise wird das, was ich als blau wahrnehmen, von meinem Nachbarn als etwas völlig anderes gesehen. Wir haben uns also lediglich auf eine einheitliche Bezeichnung für diesen Sinneseindruck geeinigt. Die vereinheitlichten Bezeichnungen haben aber ihre Grenzen bei Übergängen und Kontrasten. So wird der Unterschied zwischen den Farbwahrnehmungen für rot und grün oder zwischen blau und gelb von vielen Menschen klar abgegrenzt, von anderen nur unterschiedlich abgeschwächt abgegrenzt und von wenigen gar nicht abgegrenzt. Dies ist meist genetisch bedingt und stellt keine Erkrankung dar. Da wir uns auch über Lichtsignale und Farbkennungen verständigen, kann diese vermeidliche Normabweichung in unserer Gesellschaft dennoch einschränkend sein, z.B. im Straßenverkehr, beim Führen von Wasserfahrzeugen und Fluggeräten und beim Unterscheiden von Kabelkennzeichnungen.


Einige Menschen können aber Musik tatsächlich als Farben oder Formen sehen. Dieses Phänomen bezeichnet man als Synästhesie. Dabei handelt es sich um eine neurologische Besonderheit, bei der sich mehrere Sinneseindrücke vermischen, wie z.B. die Musik-Farben-Synästhesie, bei der Töne visuelle Wahrnehmungen auslösen. Es ist eine automatische und ununterdrückbare Wahrnehmung. Man nimmt ursächlich besonders vielen Verbindungen zwischen den entsprechenden Gehirnregionen an. Hier löst also ein Reiz einen zusätzlichen Sinneseindruck aus, der nicht direkt da ist. Für den Synästhetiker ist diese Wahrnehmung unwillkürlich, ununterdrückbar und selbstverständlich. Er geht oft davon aus, dass jeder diese Wahrnehmung hat. Wenn der Ton "a" nun rot ist, wie sieht dann "Keith Jarrett Solo Concert" aus? Farbexplosion? Wie ist es bei einer von Geburt an blinden Person mit einer solchen neurologischen Besonderheit? Diese würde wohl die anderen Sinne nutzen, um Farbe zu verstehen und eine Art Farbwahrnehmung zu entwickeln, obwohl diese als eine solche Sinneseinbringung nicht existiert. Die Zuordnung und Beschreibung der Farbwahrnehmung wäre sicherlich eine ganz Andere als eine durch das Sehen erlernte. Etwa vier Prozent der Bevölkerung leiden unter Synästhesien und den damit verbundenen Reizüberflutungen. Ob dieses Phänomen immer als Leiden wahrgenommen wird?


Damit wird unser Verständnis über die Farbwahrnehmung und dessen, was "Farbe" eigentlich überhaupt sein soll teils differenzierter und teils noch abstrakter, denn hier wird Farbe in Abwesenheit von Licht wahrgenommen. Synästhesien können aber auch andere Sinneswahrnehmungen vermischen. So kann ein bestimmter Geschmack eine Farbwahrnehmung auslösen oder eine Farbe mit einem Geruch wahrgenommen werden.

BLOG BESCHREIBUNG

In den vergangenen Jahrzehnten ist in der Augenheilkunde einiges passiert. Vieles ist aber noch nicht wirklich verstanden und der Verlauf einiger Augenerkrankungen kann lediglich verzögert, nicht jedoch geheilt oder verhindert werden. Aber auch das Sehen als Sinneswahrnehmung verstehen zu lernen bleibt ein spannendes Abenteuer.

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